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Freitag, 19. November 2010

Ausflug nach Mindo

Die kleine Stadt Mindo, etwa 2 1/2 Stunden nordwestlich von der Hauptstadt Quito gelegen, war unser Reiseziel für den Tagesausflug am vergangenen Sonntag. Der Grund für diese Wahl ist relativ einfach: trotz der Überschaubarkeit des Ortes, bietet die Region nicht nur verschiedenste Schmetterling- und Kolibriarten, sondern zudem einen riesigen "Abenteuerspielplatz" für Jedermann inmitten des Nebelwaldes!
Nach dem frühen Start am Morgen ging es zunächst über Quito mit dem Bus nach Mindo. Nach einer kurzen Orientierung vor Ort, bot sich uns ein freundlicher Herr (der lediglich die ganze Zeit auf vermeidlich naive Touristen wartet) an, uns den Chauffeur zu machen. Also ging es nichts wie los in einem uralten Chevy-Pick-Up (und das war auch gut so) zur ersten Station. Der Weg dorthin, eine Schotterpiste mit Schlaglöchern so groß wie Familienpizzen, hätte vermutlich jeden modernen "Geländewagen", oder neudeutsch auch SUV genannt, an seine gering bemessenen Grenzen gebracht, dem Chevy waren diese "Unebenheiten" trotz Überladung egal. Zu den Schlaglöchern kam dann noch hinzu, dass der Weg nahezu gänzlich aus Matsch bestand (wie auch sonst, wenn man sich im Regenwald befindet), so dass die Slickbereifung, insbesondere an der Hinterachse, für die eine oder andere Querbewegung sorgte. Na ja, die Fahrt bis zur ersten kurzen Pause dauerte etwa eine viertel Stunde und währendessen stellte sich der Fahrer als ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Ecuadorianer heraus, der uns immer wieder Tipps zu interessanten Orten und Aktionen gab. Die erste Station bot eine Gondelfahrt am Drahtseil. Also hieß es bei zunächst noch leichtem Regen: 3 USD zahlen und ab über die Nebelwaldschlucht hin- und zurückfahren. Die Konstruktion des Antriebs für die etwa 400 Meter breite Überquerung war schon witzig: man stelle einen ausrangierten Motor in eine halboffene Hütte, flantscht ein Autogetriebe an, schweißt noch irgendwo ein paar Pedale an eine Pseudohalterung und los gehts. Sehr abenteuerlich war nicht nur die Fahrt und Aussicht trotz Regens, sondern auch die Halterung der Gondel am Stahlseil. Soll heißen: wenn man aufgestanden ist in der Gondel, durfte man sich nicht aufrecht beugen, weil man sonst mit dem Kopf an das mit einem etwa 3 cm breitem Blech "gesicherte" Drahtseil gestoßen wäre.


Sei es drum, "no risk, no fun" - dennoch steht man natürlich auf! Leider war die Fahrt hin wie auch zurück nach nur etwa zehn Minuten vorbei und so hieß es erst einmal wieder in den Pick-Up einzteigen, um die nächste Station anzufahren.
Am nächsten Ort wartete ein langer steil abfallender Weg auf sich, der nicht nur auf Grund seiner vielen Unebenheiten und Stufen gelenkschädigend sein sollte, sondern auch wegen seiner ebenfalls matschigen "Konsistenz". Denn man sollte nicht vermuten, dass es in der Zwischenzeit aufgehört haben sollte zu regnen, bestimmt nicht! Also war die Oberflächenerosion infolge des Niederschlags bereits weit fortgeschritten (Schluss jetzt mit diesem hochgestochenen Blabla). Na ja, nichtsdestotrotz war es ein lustiges Unterfangen, den Weg herabzulaufen - erneut begleitet von zahlreichen Beinahe-Ausrutschern und teils fluchenden Ausdrücken ;-) Auf dem Weg gab es verschiedenste Attraktionen: Canupi (an einem Stahlseil hängend [in unterschiedlichsten Positionen] eine Distanz entlangrutschen) und Lianenschwingen zählen beispielsweise dazu. Erstgenanntes gehört zu den Hauptsportarten. Wobei die erste Versionen schon mal sehr beeindruckend war: Hierzu seht euch selbst das Video an! Den Absprung von einer Art "Startbahn" finde ich dabei schon sehr lustig.


Zum Lianenschwingen: zugegeben, das Schwingen fand nicht wirklich an einer natürlichen Liane statt, sondern an einem etwa zehn Meter langen Schiffstau, das in einer der Baumkronen befestigt wurde (der Spaß sollte dadurch aber nicht minder groß sein). Nachdem wir alle einmal unser Glück versuchten, ging es dann auch weiter, immer näher zum bereits wahrnehmbaren Rauschen des Wasserfalls.



Nach einigen Minuten, einer Flussüberquerung über eine denkbar merkwürdig aussehende Brücke (dessen Konstruktion zu keiner Zeit auch nur den Begriff Statik gehört hat, geschweige denn auf sie geprüft wurde) war dann das Ziel erreicht. Nebst der direkten Bademöglichkeit im Fluss (wer sich noch an das Video zu Peter André - Mysterious Girl erinnert, der Ort wäre dem [bei gutem Wetter] schon nah gekommen) war es ebenfalls möglich über eine Rutsche und aschließendem freien Fall aus etwa drei Metern den Weg ins Wasser zu finden. Außerdem gab es die Möglichkeit des Canyoning (Abseilen an / in einem Wasserfall). Leider muss ich gestehen, dass ich Letzteres nicht gemacht habe - auf Grund des schlechten Wetters hatte niemand Badesachen dabei. Bei dem nächsten Besuch (bei schönem Wetter) wird das natürlich nachgeholt! Nachdem wir einige Zeit die Abseilmanöver beobachteten, dessen Abschluss von einem Sprung (ebenfalls etwa drei Meter Höhe) in den Fluss gekrönt wurde, ging es die ganze Strecke zurück. Nicht nur, dass einem mittlerweile trotz des leichten Regens warm geworden war, sondern auch noch die komplette Wanderung wieder bergauf, sorgte ebenso für erneut fluchende Wörter wie auch seitens Konditionsmangel notwendige Pausen. Am Ausgangspunkt angekommen wartete dann wieder der freundliche "Chauffeur" auf unsere Ankunft / Weiterfahrt.
Das nächste Ziel war nicht weniger von sportlicher Aktivität begleitet. Allerdings sollte der stärker werdende Regen die Stimmung etwas schmälern - jedoch nur etwas! Es wartete ein ganzer Canupi-Park auf uns. Nach der Ankleidung (dazu gehörten ebenso angenehm "duftende" na ja verschwitzte Handschuhe) und Instruktion ging es gleich los. Unterschiedlich lange Strecken (alle zwischen 100 und 500 Metern), variierende Aussichten / Abgründe und natürlich, wie bereits angekündigt, verschiedenste Haltungen unter dem Drahtseil sorgten zu keiner Zeit für Langeweile. Während den insgesamt zehn Stationen wurden dann neben der normalen "Chill-Haltung", die Superman-Figur (siehe Video aus dem Post zuvor) ebenso nachgeahmt, wie die Fledermaushaltung (kopfüber, einzig befestigt am Hüftgurt - die Blutergüsse sind noch immer am Körper zu sehen) oder der Schmetterling (ebenfalls kopfüber, Beine und Arme ausgestreckt). Die zwei Guides sorgten dabei stets für zusätzliche Stimmung!
Danach ging es dann erstmal wieder zurück in die Stadt Mindo, eine Stärkung war mittlerweile dringend notwendig (Arepas & Pilsener helfen immer). Als letztes ging es dann vor unserer Abreise nach Quito in einer Schmetterling- und Kolibristation. Da ich bislang noch nie diese Vögel gesehen habe, war deren Flugtechnik (~80 Flügelschläge / Sekunde) beeindruckend. Das Schweben auf einem Punkt ist da nur ein Aspekt (siehe Fotogalerie). Nach den vielen Eindrücken ging es dann wieder für 2 1/2 Stunden im Bus zurück nach Quito respektive Cumbayá.

Dienstag, 16. November 2010

Video Superman

Ausflug nach Papallacta

Wie bereits angekündigt, ging es am vergangenen Samstag nach Papallacta. Die rund 90-minütige Fahrt dorthin (gleiche Strecke wie nach Tena) verging schnell und so war jeder von uns gespannt, was uns dort erwarten würde. Neben einem Spa-Bereich (den wir nicht besucht hatten), gab es verschiedene Becken mit jeweils unterschiedlichen Temperaturen. Dabei gilt es zu erwähnen, dass jedes dieser Freiluftpools mindestens 34°C hat. (verdankt stets der Geothermie) Umso interessanter wird dieser Aspekt, wenn an der Frischluft in zwei Meter Höhe um dem Boden nicht einmal 5°C gemessen werden (nicht zuletzt auf Grund der Höhe über NN). Na ja, nach dem Umziehen in kleinsten Bretterverschlägen ging es dann im Badeoutfit (ihr könnt euch also vorstellen, wie kalt das war ;-)) in Richtung des ersten Pools. Allein die geringste Temperaturstufe sollte schon für wohltuende Gemütsstimmungen sorgen. Kurze Zeit später wurden dann auch die anderen Becken erkundet. Jedoch wurde auch dieser Besuch mal wieder von einer aus meiner Sicht beunruhigenden Sache begleitet: man stelle sich vor, man befindet sich 10.000 Kilometer von seiner Heimat entfernt, ist im Grunde sehr glücklich darüber und dann trifft man doch wieder eine Horde Deutscher (nebst uns versteht sich), die sich lautstark unterhalten und dessen Kinder für reinste Unterhaltung sorgen. Na klasse! Sei es drum, auch vor denen war schnell die Flucht in eines der anderen Becken angetreten (die Wanderungen von Becken zu Becken waren immer wieder von Zitter- / Schlotterpartien begleitet [ihr könnt euch vielleicht vorstellen wie es ist, wenn man leicht gekleidet aus einem etwa 37°C warmen Becken an die etwa 5°C kalte Luft]) und so konnte man stets beim Entspannen im warmen Wasser beobachten, wie die Wolkenzüge über die ringsherum gelegenen Berge entlangglitten.


Überdies war die Atmosphäre umso spannender, je mehr sich die Sonne ihrem Untergang näherte. Na ja, zum krönenden Abschluss ging es dann allesamt (mit mehr oder weniger großen Hemmungen) in ein Becken, dessen Wasserpegel gerade einmal bei flachster Körperhaltung dazu gereicht hätte, ihn zu umschließen, allerdings dabei eine Temperatur von 42°C aufwies. Was meint ihr, welches Körperteil ist es, dass am empfindlichsten (meine persönliche Erfahrung) auf diese "Hitze" reagiert? Ich kann euch verraten, es sind eindeutig die Füße und der Hinterkopf. Gerade bei erstgenanntem kommt das Gefühl schon 1.000 Nadelstichen sehr nah. Aber auch das ließ sich gut aushalten, ehe dann der Weg in das nebst gelegene Kältebecken angestrebt wurde. Der nur etwa vier Meter lange Weg zwischen beiden "Pools" war immer wieder ausreichend, um den Körper (sofern man gerade aus dem heißen Wasser kam) in einer eigenst produzierten Dampfwolke verschwinden zu lassen. Na ja, dieses "Wechselspiel der Gefühle" ging dann bei mir insgesamt sechs Mal (also: warm-kalt-w-k-w-k), so dass mein Körper dieser Reizüberflutung mit sehr unterschiedlichen Maßnahmen reagierte: Zu den Füßen und Beinen: die sahen aus, als wären sie gerade aus einem Kochtopf entsprungen ;-) Zu den Händen: nicht nur das die Haut völlig verschrumpelt war (wie man es aus seiner Kindheit vielleicht noch kennt, wenn man zu lange in der Badewanne war und "Opa" gespielt hat), sondern sie war auch gänzlich Blutleer, zumindest ließ das die Hautfarbe erschließen. Zum restlichen Körper: dem war es mittlerweile völlig egal, dass er an der kalten Luft steht (fühlte sich eher so an, als wären es 15°C).


Na ja, ich denke, dass dieser Ausflug nicht nur meinen Kreislauf teilweise etwas durcheinander gebracht hat, sondern ferner auch meine Abwehrkräfte gestärkt haben sollte (zumindest hoffe ich das ;)) Nach dem Besuch ging es noch in ein kleines Hostel mit "Restaurant", um vor der Heimfahrt mit dem Bus noch schnell einen Kaffee, Cappuccino oder Kakao zu sich zu nehmen. Die Bilanz der älteren Dame fiel nach unserer Bestellung ernüchternd aus: die vier Cappuccino wurden plötzlich zu vier Kaffee, zwei Kakao zu warmer Milch (und das, obwohl man sich in einem Land befindet, in dem der Kakao angebaut wird!) und der bestellte Kaffee war zum überragenden Abschluss eine heiße Tasse Wasser. Die ganze Zubereitung dauerte dann auch noch eine knappe halbe Stunde! Die Flucht aus dem Laden war schnell angetreten und so ging es ab zur Bushaltestelle. Dort warteten allerdings schon eine ganze Menge anderer Fahrgäste und als der Bus dann letztendlich eintraf, war nur noch so wenig Platz, dass man entweder stehen musste, oder aber, so wie ich, hinter dem Busfahrer, direkt auf der Schlafbank platznehmen durfte - bei dem Fahrstil hier in Ecuador, ein großes Erlebnis!