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Samstag, 6. November 2010

Ausflug in den "Oriente" - Teil 2: Ankunft in Runa Wasi

Sonntag Morgen 8:00 Uhr - was? Eigentlich unvorstellbar! Wozu ist man Student. Nicht, wenn man weiß, dass es in den Regenwald geht. Also (nahezu) topmotiviert aufgestanden, den Rucksack auf dem Rücken gesattelt und los ging es zu dem Abfahrtspunkt Richtung Runa Wasi - der zum Glück nur 30 Meter neben dem Hostel lag. Da stand auch schon das Taxi - na ja, so mehr oder weniger - ein 2-Kabiner Pick-Up. Nachdem das Gepäck auf der Ladefläche verstaut wurde und die ersten drei Leute (eine weitere Reisende kam noch dazu) in der hinteren Reihe ihre Plätze eingenommen hatten, stand fest, dass die restlichen Leute ebenfalls ihren Platz auf der Laderampe suchen mussten.
Diese Chance ließ ich mir nicht zwei mal anbieten. Wann sollte man dazu noch mal kommen - in Deutschland unvorstellbar, in Ecuador...normal!
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: Wer kennt die Rundmails mit skurrilen Fotos nicht, bei denen man unmittelbar an eine Photoshop-Collage denkt. Beispiel: ein Kleinst-Bulli mit unglaublich vielen Menschen auf der Ladefläche. Ich kann euch sagen, dabei handelt es sich nicht um ein Photoshop-Produkt, sondern um die Realität! Hier der Beweis (wenn auch etwas unscharf, während der Busfahrt eben):


So, dass nur nebenbei =) Stehengeblieben bei der Abfahrt: mit dem denkbar vollbeladenen Pick-Up ging es für 50 Minuten immer mehr Richtung Regenwald. Dabei stets über mehr oder weniger asphaltierte Straßen, Schotterpisten und weniger seriös als sicher wirkende Brücken. Dennoch stand der Spaß stets dabei im Vordergrund, gerade bei einer immer dichter werdenen Bewaldung und einer Strecke, die nahezu nach jeder Kurve ein neues Highlight bietet. Wie gesagt, nach rund 50 Minuten war die Fahrt vorbei - Resümee: die Leute im Auto waren ziemlich entspannt, die Leute hinten auf der Ladefläche waren noch etwas (positiv) mitgenommen, angeheitert von dem Wahnsinn (zumindest aus deutscher Sicht), der sich gerade vollzog.
Nach dem Abladen ging es gleich weiter mittels zwei motorisierten Booten über den Rio Napo zu der Lodge, die für die nächsten zwei Nächte und drei Tage unsere Unterkunft sein sollte. Allein die Fahrt über den Fluss beeindruckte mich, gerade wenn man als Landei aufgewachsen ist, ansonsten in der "lebenswertesten Stadt" sein Unheil treibt und plötzlich im Urwald angekommen ist.
Nach einer guten halbe Stunde Fahrt sah ich dann zum ersten Mal die Lodge. Leider war man auf uns vor Ort nicht eingestellt und so ging es zunächst darum, zwei Zimmer / Cabañas für die nächsten Tage zu organisieren. Zum Glück, sollte das kein Problem darstellen und so konnte wir schnell unsere Rucksäcke und übriges Gepäck verstauen. zu diesem Zeitpunkt dringend erforderlich - eine Erfrischung. Die Außentemperaturen von etwa 25°, dazu eine schir unerträgliche Sonne in Kombination mit der hohen Luftfeuchtigkeit ließ das Bedürfnis nach Schatten, Getränken und Ruhepausen ständig anwachsen. Zum Glück gab es neben den Esstischen auch Hängematten und -sessel in dem Hauptgebäude, sodass diese schnell von uns belagert werden konnten.
Nun zum eigentlichen Problem: wie bereits erwähnt, waren die Indigenen des Quichua-Stammes nicht wirklich auf uns vorbereitet. Eine Absprache mit der Tourorganisation und der Lodge fand, wie sich herausstellen sollte, nicht statt. Demzufolge mussten wir den Einheimischen verdeutlichen, dass wir bereits das Geld für die 3-tägige Tour bezahlt hatten und nicht noch mal vor Ort für alle Leistungen zur Kasse gebeten werden wollten. Nach langem hin und her, verschiedenen Anrufen (per Walky Talky), sollte dann auch das geklärt sein, so dass wir mit bisweilen knurrenden Magen auf das Essen warteten. An dieser Stelle mag man sich fragen, was man im Regenwald so serviert bekommt - so ging es auch mir. Das Resultat erschaunte jedoch alle: Vorspeise: Kartoffelsuppe (obligatorisch für Ecuador), Hauptgang: Spaghetti Bolognese, Nachspeise: Fruchkompott. Was kann man sich noch mehr wünschen? Auch alle zukünftigen Mahlzeiten (egal ob morgens, mittags oder abends) sollten jeweils drei Gänge umfassen.
Na ja, nach einer Tour zu einem indigen Dorf und der Besichtigung, wie die üblichen Speisen und Getränke hergestellt werden, war die Sehnsucht groß, die erste Nacht im Regenald zu verbringen. Allerdings sollte die Nacht von Dauerregen und Gewitter begleitet werden - eine erstaunliche Erfahrung, wenn man Wetterleuchten im Regenwald miterlebt und den Regen auf die mit Palmenblättern belegten Hütten prasseln hört.

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