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Montag, 10. Januar 2011

0° - aber von Kälte keine Spur & "Touch Down"

Wie kann es sein, dass man sich bei 0° draußen an der frischen Luft befindet, die Sonne scheint und man im T-Shirt angenehm durch die Landschaft laufen kann? Richtig, wir sprechen gar nicht über Celsius oder Fahrenheit, sondern über die Breitengraden und in diesem Fall über den größten Breitengrad der Welt - den Äquator!
Am gestrigen Samstag stand unter anderem das Äquatormonument "Mitad del Mundo" als eines der letzten Orte meines "Reise-Wunschzettels" für Ecuador auf dem Tagesprogramm. Wie so oft ging es zunächst nach dem Unterricht mit dem Bus nach Quito um von dort aus nach einer weiteren Taxifahrt mit einem Metrobus etwas mehr als 20 Kilometer in nördlicher Richtung zum Denkmal zu fahren. Dort angekommen, mussten ich das erste Mal spüren, dass es in Quito wärmer war als in Cumbayá. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: dort, wo keine Wolken sind, ist es am Tag bei direkter Sonneneinstrahlung eben wärmer. Nun gut, zwar waren wir mit Jacke und Schal für den Tag in Quito viel zu warm ausgerüstet, aber wir hatten ja für später noch mehr vor - dazu folgend mehr!
Auf Grund des Wochenendes sollte die "Mitte der Welt" von zahlreichen Touristen, aber auch Einheimischen besucht sein. Jeder, der den Weg nach Ecuador sucht, möchte ja schließlich von sich sagen können, dass er mit einem Bein auf der nördlichen und mit dem Anderen auf der südlichen Hemisphäre gestanden hat. Das wohl mit berühmteste Schild in gesamt Ecuador (siehe Bild) wird darum auch im fliegenden Wechsel von den Besuchern besetzt - natürlich auch von mir!


Unmittelbar unter sich die Streckenhalbierende der Meridiane. Im Rücken ein etwa 30 Meter hohes Monument, dass "direkt" auf dem Äquator steht und die jeweiligen Himmelsrichtungen anzeigt, im rechten Winkel demnach Norden und Süden markiert. Wenn man schon mal an so einem besonderen Punkt ist, möchte man selbstverständlich auch schöne Erinnerungen haben, so dass erst einmal ein ausgiebiges "Fotoshooting" folgte.


Der Ort verlor allerdings an Bedeutung für mich, als ich im Vorfeld nachgelesen hatte, dass die im Boden eingelassene gelbe Linie nicht exakt den Äquator wiederspiegelt - warum? 1736 wurde von den Franzosen und Ecuatorianern der 0. Breitengrad vermessen. An dieser Stelle sollte er sein. Neueste GPS-unterstützte Vermessungen haben allerdings bewiesen, dass das Monument um 180 Meter (!) an der falschen Stelle steht. Doch relativ viel. Diese Abweichung ist insbesondere dann lächerlich, wenn man sich überlegt, dass Jahrhunderte zuvor der exakte Punkt bereits festgestellt wurde und zwar von den Inkas. An der genauen "Mitte" nämlich hat man nach Ausgrabungen ein Monument aus der Inka-Epoche gefunden. Warum dann also viele hundert Jahre so eine Fehlmessung? - die Antwort darauf wissen wohl nur die Franzosen selbst! ;-) Nun gut, nur wenige Menschen sind eben über diese Tatsache informiert, so dass man natürlich die Fünfe gerade sein lassen kann und trotzdem den scheinbaren Mittelpunkt der Erde als solchen anerkennen kann. Warum immer so pingelig sein.
Nach den vielen Fotos ging es dann noch in das anschließende "Touristendorf". Neben unzähligen Souveniergeschäften und Restaurants ist hier auch ein kleiner Platz mit einer Bühne zu finden. Die Atmosphäre hier ähnelt einer allsontäglichen Belustigung für Rentnerinnen und Rentner in irgendeinem Kurort. Uns gefiel es bei etwas Livemusik einen Kaffee in der prallen Sonne zu genießen und irgendwie muss man sich ja schon mal auf die Jahre im hohen Alter einstimmen ;-)


Am Nachmittag ging es dann zum zweiten Teil des Tageswerkes zurück in die Stadt. Das Ziel war der Flughafen Quitos inmitten der Stadt! Nach einem größeren Spaziergang durch die scheinbar ersten geschlossenen Wohnsiedlungen im Westen Quitos kamen wir dem abgesperrten Flughafengelände immer näher. Wenn man einen so "besonderen" Flughafen vor der Haustür hat, wollte ich schließlich einmal miterleben, wie die Flugzeuge im Sinkflug über die Häuserlandschaft und meinen Kopf den kleinen Flughafen ansteuern. Jetzt sollte sich auch auszahlen, dass wir alle so warm von Cumbayá angereist waren. Das offene Flugfeld sorgte für einen ständigen leichten Wind, der mit untergehender Sonne sehr kalt wurde.


Dort angekommen positionierten wir uns in Verlängerung etwa 400 Meter von der Landebahn entfernt, so dass die Flugzeuge garantiert über unsere Köpfe hinweg fliegen würden. Und tatsächlich: gleich das erste Flugzeug war von allen späteren das Extremste. Das gleiche Flugzeug, mit dem auch ich meinen interkontinentalen Flug bestritten habe (Airbus A340-300 [vierstrahlig] von Iberia) landete unmittelbar nach unserem Eintreffen. Da die Landebahn des "Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre", kurz UIO, für derartige Flugzeuge nicht gerade großzügig bemessen ist, versuchte der Pilot der "Maschine" so früh wie möglich den "Touch Down" auf der Landebahn zu positionieren, um so möglichst viel Bremsweg zu haben (der Rückschub bei der Landung meiner Hinreise war ja derart heftig, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe). Demzufolge überflog der Pilot nur wenige Meter über dem Zaun auch unsere Köpfe. Doch nicht nur das war mehr als beeindruckend, sondern auch die wenigen Sekunden zuvor. Denn vom Lichtpunkt am Himmel (Triebwerkslichter) bis zum Zeitpunkt, an dem man sich reflexartig vor der Maschine duckt vergeht nur wenig Zeit und die Augen werden währendies immer größer. An dieser Stelle sei angemerkt, dass man sich vielleicht etwas mehr für Flugzeuge interessieren muss, damit solche Emotionen aufkommen.


Von der Lautstärke möchte ich gar nicht weiter sprechen, sonderlich gesundheitsförderlich ist die vermutlich nicht! Na ja, so haben wir dann mehrere Flugzeuge bei ihrer Landung beobachtet - manche größer, manche kleiner. Doch auch die zwischenzeitlichen Starts sorgten für große Gesichter. Wann steht man schon mal unmittelbar hinter einem Flugzeug auf dessen Weg zum "Airborne" - stürmisch beschreibt es aber sehr gut.
Nachdem es uns dann irgendwann zu kalt wurde, suchten wir uns das nächste Taxi und steuerten den Heimweg an. Ein langer Tag mit vielen Eindrücken und Fotos ging so zu Ende.

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