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Dienstag, 4. Januar 2011

West Coast - Teil 5: Aufenthalt in Guayaquil

Die Anreise nach Guayaquil verlief nach vorheriger Sitzplatzreservierung in einem sehr luxuriösen Bus (daher auch doppelt so "teuer" wie üblich - also 5,50 USD) reibungslos. Nach der Abfahrt um 13 Uhr in Montañita erreichten wir gegen kurz vor vier Uhr den "Terminal Terrestre" in Guayaquil. Um uns von dort aus den Stress mit den über 100 verschiedenen Linienbussen zu ersparen, nahmen wir uns unmittelbar ein Taxi und ließen uns zum "Puerta Maritima" fahren, in der Hoffnung, dass man dort einen tollen Ausblick haben und überdies ein günstiges Hostel finden würde. Nach einer turbulenten Taxifahrt dort angekommen (dreispurige Straßen werden dann gerne mal zu fünfspurigen) teilte der Taxifahrer uns mit, dass es hier vor Ort keine Hostels geben würde - nicht weiter verwunderlich, denn der Hafen erwies sich als reiner Frachthafen. Zudem wies der Fahrer uns darauf hin, dass es sehr gefährlich wäre, an dieser Stelle mitsamt unseres Gepäcks auszusteigen. Demzufolge entschlossen wir uns, uns zu einem günstigen Hotel in "Centro" fahren zu lassen. Am "Hotel Vélez" angekommen, ließen wir uns ein Dreibettzimmer zeigen - sauber, angemessen groß, mit einem Deckenventilator ausgestattet, ruhig - eigentlich perfekt, nur der Preis war etwas hoch. Na ja, nach Versuchen einer Verhandlung mit der Rezeptionistin teilten mir Nikka und Aylin mit, dass sie wieder zurück nach Montañita fahren wollten. Der erste Eindruck der Millionen-Metropole (hektisch, laut, dreckig etc.) entspreche nicht ihren Vorstellungen eines angemessenen Abschlusses der Reise. Ich hatte für mich nach über vier Tagen in dem Surferort Lust etwas Neues zu erkunden, zumal das eben auch unserer Route entlang der Küste entsprach (gut, von jedem Plan kann Abstand genommen werden, aber man sollte jedem Ort auch eine Chance geben, ihn kennenzulernen). Infolgedessen schlug ich vor, von hier an für die restliche Zeit bis zum Rückflug von Guayaquil nach Quito getrennte Wege zu gehen. Gesagt getan - die Zwei machten sich auf den Weg zurück nach Montañita, ich checkte demzufolge alleine in das Hotel ein und bezog mein nicht übermäßig großes, aber günstiges, sauberes, mit Doppelbett und eigenem Bad ausgestattetes Einzelzimmer. Nach einer kurzen Verschnaufpause auf dem Zimmer und dem Sichten des Reiseführers machte ich mich in der Dämmerung auf, das Zentrum zu erkunden. Zunächst etwas verunsichtert, was und wer mich erwarten würde beobachtete ich stets mein Umfeld - Überfälle sollten hier gemäß des Reiseführers keine Seltenheit sein (nach meinem Aufenthalt vor Ort kann ich rückblickend jedoch nicht behaupten, dass ich einmal in einer gefährlichen Situation gewesen wäre). Mein Weg zur "Hauptstraße" des Zentrums, dem "Bulevar 9 de Octobre" wurde permanent von einem lauten Hupkonzert begleitet, dabei lief man wie Ameisen hintereinander die Straßen entlang und selbst an roten Fußgängerampeln wurde trotz Polizisten nicht gehalten, sofern der Verkehr das zuließ versteht sich (oder auch nicht - Wagemutige soll es ja überall geben). Nach einer kurzen Stärkung bei meiner zumindest in Deutschland favorisierten Fastfoodkette (hier hat der erste Besuch ein konträres Bild bei mir erzeugt - leider), lief ich die Hauptstraße weiter und weiter runter. Nach einigen Minuten stand ich das erste Mal vor dem "Malecón Simón Bolívar" - dem eindrucksvoll gestalteten Flussufer / -promenade entlang des "Guayas River". Nach dem kurzen Eindruck kehrte ich allerdings müdigkeitsbedingt schon um; kurz pausiert am Supermarkt ging es unmittelbar zurück ins Hotel. Dort stand für den Abend nur noch die Planung einer sinnvollen Route für den nächsten Tag durch das Zentrum an.


Früh am nächsten Morgen aufgestanden ging es nach einem kurzen "desayuno" gleich um 8 Uhr los. Die Route sah wie folgt aus:

  1. Station: "Parque Centenario" - schöner Park inmitten des Zentrums mit Siegessäule und Blick auf das "Casa de la Cultura".
  2. Station: "La Catedral" - große, beeindruckende Kathedrale, "versteckt" zwischen den Betonmassen.
  3. Station: "Parque Seminario" - eines meiner Highlights: unmittelbar gegenüber der Kathedrale sind hier nicht nur große Schildkröte im Teich und Eichhörnchen zu sehen, sondern auch zahlreiche große Landleguane können beim "Essen" beobachtet werden.
  4. Station: "Malecón Simón Bolívar" (inkl. dem "Palacio Municipal", dem "Palacio de Gobernación" und dem "Torre Morisca") - wunderschöne, aufwändig gestaltete Uferpromenade. Nicht nur das höchste Gebäude Ecuadors (gerade einmal 36 Stockwerke hoch) sowie der Uhrturm stehen hier, sondern auch verschiedenste Denkmäler sowie ein großes Segelschiff sind hier zu finden.
  5. Station: "IMAX", "Museo Antropologico", "Museo Arqueológico" und "Museo Arte Contemporario" - zahlreiche Museen sind am Nordende der Malecón zu finden. Ich habe allerdings nur das Muesum zur historischen Entwicklung der Hafenstadt besichtigt. War das Wetter vor dem Besuch (zum Glück) noch bewölkt, schien mit Verlassen des Gebäudes die pralle Sonne bei fast komplett blauem Himmel - nicht sonderlich empfehlenswert, weil man bei den eh schon hohen Temperaturen dann keinen Schritt mehr gehen möchte.
  6. Station: "Calle Noma Pompillo Llona" - gelegen in "Las Peñas", wird die Siedlung am Hang gelegen auch als Künstlerort bezeichnet. Zahlreiche bunte Gebäude geben sich die Klinke in die Hand, lediglich hin und wieder durch eine schmale Gasse voneinander getrennt. Hier ist nicht nur das Wohnhaus des Komponisten der ecuadorianischen Nationalhymne zu finden, sondern auch zahlreiche Künstlerhäuser / Galerien, ein Wohnhaus von Che Guevara und das Gründungsgebäude der "Pilsener"-Brauerei! Selbstverständlich habe ich auch die 444 Stufen bis zum Scheitelpunkt des Hügels erklommen. Allein der Weg hinauf bietet immer wieder schöne Ausblicke auf unterschiedlichste Teile der Stadt; im wahrsten Sinne des Wortes "getoppt" wird jedoch alles von dem Leuchtturm auf dem Gipfel. "Wendelt" man die Treppe hinauf, hat man einen unglaublichen Ausblick auf die ganze Stadt Guayaquil, wobei "ganz" übertrieben ist, weil ich mit bloßem Auge das Ende der Stadt in jede Himmelsrichtung nicht erblicken konnte.
  7. Station: "Museo de los Bomberos" - generell werden die Feuerwehrmänner in Guayaquil bzw. Ecuador sehr groß gefeiert!
  8. Station: "Iglesia de Santa Domingo" - die älteste Kirche in der Metropole Ecuadors (1548 errichtet), allerdings zwischendurch nahezu gänzlich zerstört und viele Jahre später wieder rekonstruiert.
  9. Station: "Mercado Artesenal" - gigantisch! Dachte, dass man in Otavalo schon gut Souvenirs erstehen konnte. Dieses von außem einem Parkhaus ähnelnde Gebäude hält allerdings im Erdgeschoss in engen Gengen, aber einer sehr freundlichen und familiären Atmosphäre mehr als 250 kleine Geschäfte für den nächsten Einkauf bereit. Sehr empfehlenswert...
  10. Station: "El Cementerio" - der schir unendlich große Friedhof der Stadt wurde natürlich auch von mir besichtigt. Unterschiedlichste prunkvolle Mausoleen sind hier zu finden. Im Hintergrund am Hang zahlreiche kleine Kreuze im Boden aufgestellt (eine perfekte Szenerie für einen Horrorfilm!). Na ja, nach ungefähr 30 Minuten Fußweg über den Friedhof hatte ich noch immer nicht das Ende des Geländes erreicht, so dass ich meinen Besuch dort dann abgebrochen hatte. Amüsant allerdings, dass die "normalen" Gräber so nicht existieren. Die Särge werden stattdessen (Achtung "Insider") hochregalmäßig gestapelt!
 
Nach der langen Tour, die bis zum späten Nachmittag andauerte, ging es zurück ins Hotel - ausruhen. Am Abend ging ich noch einmal die Straße des 9. Oktober ab. Dort erwartete mich etwas völlig verrücktes: auf der mehr als 800 Meter langen Strecke bis zum Malecón war einedurchgängige Tischtafel aufgebaut - Grund: ein Benefizdinner, veranstaltet durch die Stadt. Nachdem ich mir dieses Spektakel sowie den Sonneruntergang am Malecón angesehen hatte, machte ich mich am späteren Abend nach dem Essen und Einkaufen auf den Weg zurück ins Hotel. Interessiert wie viele andere Passanten vor Ort, lief auch ich das eine oder andere Mal mit meiner Einkaufstüte zu den Tischen näher hin. Leider bemerkte ich das eine Mal nicht, dass ich direkt neben dem Bürgermeister stand (der nahezu jedem einzelnen Dinnerteilnehmer [vorwiegend ältere, körperlich behinderte Personen] die Hand schüttelte), so dass dieser mich kurzer Hand auf der Schulter antippte und mich freundlich zum Weiterlaufen aufforderte - woher soll ich auch wissen, wie der "Alcalde" von Guayaquil aussieht?
 
 
Der nächste Tag bestand eigentlich nur noch aus einer kleinen Shoppingtour durch das Zentrum und dann aus dem Warten am Flughafen von Guayaquil, einerseits auf Nikka und Aylin, andererseits, dass der Rückflug nach Quito gestartet werden kann.
Fazit zur Küstentour: eine tolle, vielseitige Tour, mit vielen unvergesslichen Momenten (z.B. Erstkontakt mit dem Pazifik, Weihnachten, um nur zwei an dieser Stelle zu nennen).

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